Die Handetasche muss lebendig sein…
Wer mich kennt, der weiss, dass ich mich nie davor scheue, selber das Versuchskaninchen zu spielen und über mich selber zu lachen! Ich nenne es dann liebevoll einen „Selbstversuch“. Dies auch, als ich kurzerhand mit einer Freundin nach Zürich pilgerte, um den exzentrischen Catwalktrainer Bruce Darnell zu treffen – okeee, zu sehen. Manor lockte damit, dass man mit ihm ein Catwalktraining absolvieren könne. Schon auf dem Runway fiel ich ihm auf, als ich ihm meine Handtasche hinhielt und raus posaunte: „Bruce, die Handetasche muss lebendig sein.“ Er brach in schallendes Gelächter aus. Später kamen wir ins Manor, welcher bereits belagert war, mit vielen Fans. Da wir keine Chance sahen, etwas zu sehen, widmeten wir uns halt den Schuhen, als wir angefragt wurden, ob wir auch mitlaufen wollen. Wieso nicht? Schnell konnten wir uns ein paar Highheels auslesen und standen in der Reihe. Schnell wurde uns klar, dass es um kein Catwalktraining ging, sondern die Kandidatinnen vorgeführt wurden, wie an einem Casting. Nun gut, da ich mit dem für ein Model biblischen Alter von 38 Jahren eh nicht die Intention hatte, jetzt einen auf Profimodel zu machen, konnte ich mir den Spass erlauben. Obwohl mir etwas unwohl war und ich keine Ahnung hatte, ob ich überhaupt in diesen Schuhen laufen kann. Noch unwohler wurde es mir, als ein 14! (ja Sie haben richtig gelesen) jähriges Mädchen die Bühne betrat und lief, als würde sie 10 Stunden pro Tag nichts anderes machen, als dafür üben. Unwohl einerseits, weil sie super war, was meine Leistung daneben nur noch blasser erscheinen lassen würde und auch unwohl, weil ich mich ernsthaft fragte, ob es wohl ihr oder Mamas innigster Wunsch sei Model zu werden – als ich die Mutter sah, war diese Frage jedenfalls schon geklärt. Nach einem lustigen Wortschlagabtausch mit Bruce (natürlich hatte er die vorlaute „Göre“ wieder erkannt), lief ich etwas steif über die Matte, aber ich lief. Er wollte wissen, was mein Beruf ist. Als ich ihm diesen mitteilte, meinte er nur trocken: Bleib bei deine Beruf. Oh ja Bruce, das habe ich auch vor!