Das „Mueti“ und „Vati“-Syndrom
Neulich las ich einen wunderbaren Bericht über ein Paar, welches 70 Jahre oder länger miteinander verheiratet war. Ich fand das Interview schön und war berührt vom Gedanken, dass es zwei Leute so lange miteinander aushalten. Die letzte Frage war, was sie sich denn noch wünschen. Die Antwort habe ich vergessen, denn der Satz endete mit „gäu Mueti“ und sie bejahte mit „genau Vati“. Schlagartig änderte sich meine Gemütslage. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin sehr offen, was Kosenamen anbelangt, aber seinen Partner „Vati“ zu nennen, finde ich relativ abartig und da hört mein Verständnis auf. Es ist unbestritten, der Vater beziehungsweise die Mutter ist eine der wichtigsten Bezugspersonen während unseres Lebens. Der Mann oder die Frau mit dem man sein Leben teilt und eine Liebesbeziehung auf einer ganz anderen Ebene entsteht, mit den Eltern zu vergleichen und sogar danach zu benennen, finde ich doch sehr speziell. Auch wenn man ein Kind hat und den Partner vor dem Kind „Papi“ nennt, ist es doch normal, wenn man sich direkt an den Partner wendet, ihn beim Namen zu nennen. Ich verstehe nicht, wie man auf die Idee kommt, seinem Lebenspartner plötzlich so einen Namen zu geben und wie der andere da nicht durchdreht. Wäre für mich also ein Scheidungsgrund. Ganz ehrlich. Und nein, ich finde nicht, dass ich überreagiere. Man muss jetzt die Weichen für die Zukunftskommunikation stellen, ist meine Meinung und No-Go’s, wie seinen Partner Vati oder Mueti zu nennen gehören aus der Gesellschaft verbannt. Jetzt und für immer!