Über die Verkettung unglücklicher Zufälle
Manchmal passiert am Tag eine Sache! Wäre diese eine Sache nicht passiert, wäre man nicht durch die Verkettung diverser Zufälle, von einer Katastrophe zur nächsten geschlittert. Ich habe einen verletzten Vogel gefunden und mit nach Hause genommen. Das ist doch etwas Gutes, mögen Sie jetzt sagen. Das dachte ich eigentlich auch, denn ich war und bin immer ein Freund der Tiere gewesen, sogar Regenwürmer und die braunen Schnecken lege ich an den Trottoirrand, damit sie nicht von unachtsamen Passanten vertrampelt werden.
Da ich nicht wusste, was ich tun sollte, rief ich die Vogelwarte Sempach an. Die gute Frau am Telefon stauchte mich zuerst mal zusammen: Wenn es sich um ein Jungtier handelt, soll man dieses nicht einfach mit nach Hause nehmen. Nun gut, wie sollte ein junges Vögelchen, welches flugunfähig war, den verflucht hohen Kastanienbaum wieder hochkommen? Jaja, auf solche Fragen gibt es keine Antworten, aber Hauptsache, einen empathischen Menschen, der es gut meint zuerst mal rechthaberisch anzicken. Sie gab mir die Nummer von der regionalen Auffangstation in Wichtrach. Dort rief ich an und sagte, ich habe das Gefühl, der Fuss des Vogels sei so steif und schaue hinten raus. Ja, sie müsse es sich ansehen – anhand eines Fotos könne sie dies nicht beurteilen. Also machte ich, was eine Frau, die ja sonst nichts besseres zu tun hat, an einem verregneten Nachmittag, machen würde. Ich nahm die halbstündige Fahrt auf mich, immer im Glauben, etwas Gutes und das Richtige zu tun. Leider sollte ich eines anderen belehrt werden. Denn die gute Frau, die das Vögeli in Empfang nahm, meinte: Aha, das Bein ist gebrochen, dieser Vogel ist nicht überlebensfähig, weil nicht topfit, wir werden ihn töten müssen. All meine Argumente, man könne doch den Vogel nicht wegen eines Beinbruchs töten, halfen nichts. Zuletzt überliess ich ihr den Vogel und setzte mich ins Auto. Ich fühlte mich meines Glaubens beraubt, man könne einem Lebewesen helfen und es aufpäppeln. Und für das war ich jetzt hierher gefahren. Toll, die olle Tante hätte mich ja von Anfang an vorwarnen können, dass bei kleinstem Gebrechen das Tier dem Tod ins Auge schauen muss.
Als wäre das Ganze nicht schon schlimm genug, ging die Odyssee für mich weiter. Ein paar Meter später fuhr ich bei der Ampel an, der vor mir bremste ab und ich rollte wunderbar in den Hintern des Autos. Der gute Mann war etwas empört, da er einen Ersatzwagen einer Carrosserie fuhr und ihm letzte Woche eine Frau (wir müssen ja schliesslich schauen, dass die Carrosserien nicht aussterben) auch hinten rein gefahren ist. Zuletzt konnten wir darüber lachen. Moral der Geschichte: Nicht immer werden noble Gesten honoriert, trotzdem sollte man nicht aufhören, für eine bessere Welt, auch im kleinen Rahmen, sein bestes zu geben. Am Ende des Tages, hatte ich 3 Stunden meines Lebens eingesetzt, einen Blechschaden aber die kleine Amsel ihr Leben wegen meines Fundes verloren!
Bleib wie du bist, solche hilfsbereite Menschen brauchen wir. Hättest du den Vogel nicht mitgenommen, hätte ihn eine Katze gefressen – Fazit: Früher oder später wäre er so oder so gestorben. Was den Blechschaden angeht, shit happens, wenigstens wurde niemand verletzt.
dr wiue zeut?? aber geit ja wou gar nid.. isch aber typisch, leider…
Nächstes Mal selbst eine Beinschiene basteln und durchfüttern? Einen. Versuch wert?
Nicht jeder Tierschützer hilft den Lebewesen und oft wird über lebenswert oder nicht über den Kopf des anderen entschieden. Den Vogel hat jedenfalls keiner gefragt…