Stoffwechsel und Supplemente
In den letzten 2 Jahren habe ich mich vertieft mit (meiner) Darmgesundheit und Gesundheit von innen auseinander gesetzt. Ich habe in dieser Zeit diverse Tests/Untersuchungen machen lassen und als Bloggerin hat man coole Zusammenarbeiten, die man umsetzen kann, aber wenn man die Befunde nicht richtig interpretieren kann und die Zusammenhänge nicht sieht, zwischen den Werten und welcher Wert von anderen Werten abhängig ist, nützen einem die Befunde auch nichts. Leider hatte ich auch das Gefühl, dass Ärzte bei zu hohen Werten nichts dazu sagten, Werte, die allein nichtssagend sind, gemessen haben oder einfach abwiegeln, das sei normal und halt eine Momentaufnahme. Darum finde ich es wichtig, jemanden zu haben, der die biochemischen Mechanismen versteht und diese mit mir teilt (Momentan bin ich noch nicht soweit, dass ich dies selber kann, aber ich arbeite daran, es ist nämlich sehr komplex)
Wenn ich dann endlich eine Diagnose oder Befunde habe, wie finde ich heraus, welche Supplemente ich brauche und wenn ich diese einnehme, wie kann ich sicherstellen, dass die Vitamine und Mineralstoffe in meinem Körper bleiben? Um diese und andere Fragen zu klären, war ich bei Bioenergie Fischer und habe mit Tom Fischer ein ausführliches Gespräch zum Thema Orthomolekularmedizin, Hormone und Darmgesundheit geführt. Tom ist diplomierter Naturheilpraktiker und arbeitet nach der Methode, die seine Mutter, Christine Fischer, entwickelte und diese hat einen einzigartigen Ansatz in der Heilkunde.
Tom Fischer in seiner Praxis.
Interview mit Tom Fischer von Bioenergie Fischer
Egal, wie ausgewogen ich mich ernähre, bei jeder Untersuchung, die ich mache, wird ein Mangel oder eine Dysbalance sichtbar. Ist das in der heutigen Zeit normal? Eigentlich sollten ja genügend Schlaf, gesundes Essen, Bewegung und wenig Stress einen gesund behalten.
Es gibt einige Theorien dazu. Die für mich plausibelsten sind folgende. Das eine sind Unverträglichkeiten aufgrund der Gene, die mit den E-Stoffen (Zusatzstoffe in Lebensmitteln) die vermehrt ab den 1960-er Jahren prägnant eingesetzt wurden, diese so verändert haben, dass schon viele Kinder mit Unverträglichkeiten und Allergien auf die Welt kommen. Wenn im Magen-Darm Trakt Entzündungen aufgrund des gesamten Stoffwechselprozesses (Antikörper die angreifen) entstehen, können daraus als Reaktionen Resorptionsstörungen im Darm resultieren, dann nimmt man die ganzen Mikronährstoffe gar nicht mehr so auf, wie man sollte. Natürlich kann es bei vielen Unverträglichkeiten zu stärkeren Mangeln kommen.
Die zweite These sind Umweltbelastungen im Boden, die dem Boden die Nährstoffe entziehen. Monokulturen, Platzmangel und schnelles Wachstum sind nicht förderlich. Somit hat das Gemüse gar keine Chance gesund zu wachsen. Vor 100 Jahren hatte eine Karotte um ein vielfaches mehr an Mineralstoffen als heute. Das sind Faktoren, weshalb man gesund leben kann und trotzdem an Mängeln leidet.
Supplemente sind momentan in aller Munde. Wie kann man sich in diesem Supplemente-Dschungel noch zurecht finden? Wie sollte man vorgehen, wenn man Supplemente zu sich nehmen will?
Ich denke, das Wichtigste ist, dass man anfängt zu hinterfragen, wie bei der Ernährung. Das Bewusstsein wird besser. Immer mehr junge Menschen schauen, was sie essen. Man muss schauen, woraus besteht das Produkt. Was sind für Hilfsstoffe und Zusatzstoffe drin, ist Gentechnik verwendet worden. Aber auch, was werden für biochemische Verbindungen als Wirkstoffe eingesetzt und dort wird es als Laie etwas kniffliger. Das muss man lernen, damit man sieht, ob wirklich natürliche Substanzen gebraucht werden, sind es bioaktive Wirkstoffe oder ist es ein Vitamin, welches aus tierischer Herkunft kommt, ist es Methylcobalamin oder eine Panthotensäure, einfach die bioaktive Form ohne Zusatzstoffe. Wenn man dies von einer Packung schon herauslesen kann, ist man sehr gut unterwegs. Es kann sein, dass gehypte Produkte einfach nur schön aussehen, aber leider nicht so gut tun.
Einblick in den Praxisraum von Tom Fischer
Supplemente in Kapselform oder flüssig einnehmen?
Es kommt auf das Produkt drauf an. Die meisten Substanzen, die ich brauche, kenne ich es gar nicht in flüssiger Form. Ich denke, dass es bei flüssigen Mitteln einfacher ist, die oberen Normen zu überschreiten. Alle Vitamine und Mineralstoffe haben einen Antagonisten und man muss schauen, dass diese in der Balance bleiben. Alles, was man nimmt, hat einen Einfluss auf den Körper. Bei den flüssigen Supplementen einfach gut schauen, dass man in einer gesunden Norm bleibt, da dies hoch dosiert ist. Spielt vor allem eine Rolle, bei fettlöslichen Vitaminen, die sich bei Überdosierung in Organen einlagern können. Es empfiehlt sich auf den Körper zu hören und auszuprobieren.
Welche Mikronährstoffe sollte man fix einplanen, welche bei Bedarf oder welche bei saisonalen Schwankungen?
Das kommt auf die Konstitution des Menschen drauf an. Wenn es jemand ist, der eher zum Winterblues neigt, dann würde ich die Mittel ganz anders einsetzen, als bei einer Frohnatur. Bei einem mentalen Tief würde ich ein B6 oder ein B3 mit einem Tryptophan einsetzen. Allgemein um die Infektanfälligkeit im Winter zu senken, kann man Klassiker wie Zink, Vitamin D gut einnehmen. Und sonst kann man seine Routine wie folgt planen: 2-3 Monate das Supplement nehmen (manche kann man auch länger nehmen) und danach 4-5 Monate pausieren, wenn man sicher ist, dass man die Depots gefüllt hat.
Welche Mineralstoffe/Vitamine kann man heutzutage noch über Nahrungsmittel aufnehmen und was muss man supplementieren?
Das ist sehr schwierig zum sagen. Ich bin der Meinung, dass man Tests macht zum Tryptophan-Metabolismus und mein Wunsch wäre es, dass die Schulmedizin solche Tests auch integriert, um so Sachen zu kontrollieren, weil man kann nicht pauschal sagen, was welche Nahrungsmittel beinhalten und was nicht. Wenn man ein Gemüseabo beim Bauern hat, ist man besser dran, als wenn man alles beim Grossverteiler holt. Ich finde man muss es kontrollieren und gute Befunde machen, wo alles wichtige gespiegelt wird und dies genau anschauen und danach kann man das sehen. Bei jedem Menschen ist es ein bisschen anders, denn jeder Stoffwechsel funktioniert divers und resorbiert anders. Aber die Resorption ist Voraussetzung, dass man die Mikronährstoffe überhaupt aufnehmen kann.
Wie arbeitet ihr von Bioenergie Fischer genau? Von der Anamnese, Diagnose bis zur Therapie?
Wir machen ein Erstgespräch, Anamnesegespräch, und dort hören wir zu, was dieser Mensch alles erzählt. Danach machen wir Empfehlungen, was für Befunde wir gerne sehen möchten und wissen müssen, damit wir einen guten Therapieansatz planen können. Du bist ja schon gut aufgestellt gewesen, meistens gibt es einen Stuhlbefund oder einen Hormonbefund oder Unverträglichkeiten und anhand dieser Parameter planen wir den Therapieansatz. Wir werten alle Befunde aus, danach gibt es nochmals ein Gespräch, wo alle Befunde angeschaut und erklärt werden und danach die Mittel ansetzen.
Ihr bietet auch eine Ausbildung zum Stoffwechseltherapeut an. Was ist das genau? Wie funktioniert das? (In a Nutshell)
Es ist eine komplexe Ausbildung. Grundsätzlich geht es um alle Stoffwechselprozesse vom Körper, vom Magen-Darm, über die Schilddrüse, Hormonsystem, Ernährung. Das wird alles durchgenommen und man lernt dann auch immer die Abhängigkeiten, was muss man über ein Labor prüfen, damit man schauen kann, ob die Stoffwechselprozesse funktionieren. Mit was für Produkten unterstützt man die Stoffwechselprozesse, damit man in der Therapie auch weiss, was zu machen ist. Und vor allem das Befund lesen ist ein wichtiger Part. Das man lernt, richtig Befunde zu interpretieren und nicht nur einen nach dem anderen Parameter durchgeht. Am Ende der Ausbildung sollte man Leute therapieren können. Therapieart nach Bioenergie Fischer, das hat jetzt offiziell seinen eigenen Namen.
Nun komme ich zu 2 allgegenwärtigen Social Media Phänomenen. Eines ist psychisch, Panikattacken: Kann man hier mit Mikronährstoffen/Ernährung etwas machen? Was würdest du diesen Menschen empfehlen?
Ich würde genau das empfehlen, was wir heute schon angeschaut haben: Überprüfung des Tryptophan-Metabolismus. Was ich sehr schade finde, dass Psychologen und Psychiater nicht darauf zurückgreifen, auch wenn es darum geht, ein Psychopharmaka auszuwählen. Man sieht nämlich genau, wenn Angststörungen da sind, das liegt meistens im Bereich vom Nor-Adrenalin oder vom Adrenalin, das ist auch wie Psychopharmaka angesetzt werden, die haben meistens einen Hang ans Adrenalin oder einen Schlafanhang oder einen Serotonin Wiederaufnahmehemmer. Das ist das Erste, was man überprüfen kann, beim Tryptophan Metabolismus, welches Hormon tangiert ist und dann könnte man das Psychopharmaka abgestimmt auf den Mangel geben und nicht irgend eines, wie es oft gemacht wird. Weil man braucht lange, um es einzuschleichen, bis es wirkt und wieder zum aus schleichen und es ist schade, wenn man dann das Falsche für so lange Zeit verschrieben hat. Unbedingt dort hinschauen, wenn jemand mit einer Angststörung, Panikattacken oder Zwängen kommt. Das machen wir hier, im Gegensatz zu Psychiatern. Wir schauen, was passt am Besten (weil jemand der depressiv ist, muss nicht unbedingt einen tiefen Serotoninspiegel haben, es ist nicht immer logisch) und was macht am wenigsten Nebenwirkungen.
Das zweite ist Insulin, respektive einen Blutzucker/Insulin Tracker, damit man nie von der Norm abweicht und somit Diabetes vorbeugen kann.
Ich weiss nicht recht, was ich zu dieser Frage sagen soll. Abwechslungsreich essen und sich keinen Stress machen, wenn es den Zucker mal nach oben jagt, das hat auch positive Nebeneffekte für den Körper. Weniger probieren, alles so stark zu kontrollieren, das kann eher ins Negative schwappen. Wenn das System richtig arbeitet, muss es ab und zu solche Abweichungen der Norm auffangen können, sonst stimmt mit dem Körper/Stoffwechsel etwas nicht. Man bekommt nicht einfach so Diabetes, entweder liegt in den Genen oder man hat sich sehr lange ungesund ernährt.
Ich finde, dass es in der westlichen Welt sehr viele Menschen tangiert.
Es gibt viele Faktoren, ein wichtiger ist sicher durch die schnelle Convenience Ernährung, ansonsten sollte das nicht passieren. Kohlenhydrate sollte man auf keinen Fall verteufeln, sondern richtig einsetzen. Kohlenhydrate sind für die Schnellenergie-Bereitsstellung wichtig, dass der Körper sofort Power bekommt Es wäre gut, wenn man nicht 3x am Tag Kohlenhydrate isst, sondern ausgewogen und auch die Kohlenhydrate variiert. Das ist jetzt vielleicht eine alternative Meinung, aber ich habe das Gefühl, immer zu kontrollieren, schlägt einem aufs Gemüt.
Wo sind deiner Meinung nach die Grenzen der orthomolekularen Medizin?
Ehrlich gesagt, da sind keine Grenzen gesetzt. Weil es ist egal, wie stark eine Erkrankung ist, fürs Wohlergehen des Körpers kannst du immer etwas machen, zum Beispiel auch neben einer Chemotherapie. Was die Heilung anbelangt natürlich nicht immer, aber optimieren und sich etwas Gutes tun geht immer.
In welchem Zeitabständen sollte man Untersuchungen (Blut, Urin, Stuhl) machen und wie kann man die Ergebnisse selber interpretieren?
Beim selber interpretieren wird es schwer, wenn man kein bisschen Ausbildung hat, dort würde ich mir einen Heilpraktiker suchen, um das zu besprechen oder jemand, der es versteht. Bei den Zeitabständen kommt es auf das Alter drauf an. Bei jungen Menschen nur sporadisch, wenn ein Manko da ist, bei älteren Menschen jede 1 bis 2 Jahre, damit man stärkere Mängel sieht und in den Griff bekommt. Gerade so beim Stuhl werden Empfehlungen 2-5 Jahren ausgesprochen, da würde ich alle 2 Jahre empfehlen, vor allem wenn es auch um Darmkrebs-Früherkennung geht.
Es gibt bereits personalisierte Supplemente. Geht der Trend in diese Richtung?
Es gibt einige Anbieter, die schon personalisierte Supplemente vertreiben. Dort ist es super, wenn man einen guten Befund hat und nur ergänzt, was man braucht. Ich bin kein Fan von Multi-Komplexen mit 15 oder mehr Wirkstoffen, das muss man ja nicht alles supplementieren, was nicht gebraucht wird. Wenn der Körper genug hat, braucht man nichts, sonst ist es nur eine Belastung der Organe, um das Überschüssige aus dem Körper zu bringen.
Genetik versus Lebensstil. Früher hat man alles auf die Genetik geschoben, heute sagt man, man könne die Genetik zum Teil gut aushebeln, mit einem gesunden Lebensstil und nicht in die Muster der Eltern fällt.
Meine Meinung ist so 50:50. Genetik hat sicherlich einen Einfluss, es gibt auch verschiedene Hirnmodelle, die beweisen, dass es Menschen gibt, die eher melancholisch sind und nicht so Frohnaturen. Mit dem Lebensstil kann man dies etwas korrigieren. Und andere können Essen, was sie wollen und sind einfach Frohnaturen. Ich finde, man kann viel machen, aber man kann auch nicht viel dafür, wenn man es in die Wiege gelegt bekommen hat.
Ich habe wieder einmal mehr sehr aufschlussreiche Erkenntnisse gewonnen.