Zermatt unplugged Musikfestival
Man staune: Seit 2007 findet das Festival Zermatt unplugged jährlich im April statt. Ich war dieses Jahr das zweite mal mit von der Partie. Da ist wohl angebracht, mich als Spätzünder zu bezeichnen. Macht nichts, kann ja nicht überall an vorderster Front sein und mich als Early Adaptor bezeichnen. Muss aber sagen, dass ich in diesem Fall froh bin, habe ich es ür mich entdeckt. Leider konnte ich auch dieses Jahr nicht am ganzen Festival, welches 5 Tage dauert, dabei sein, die Mutter und Hütehund-Pflichten hielten mich davon ab. Drei volle Tage gab ich aber Vollgas.
Ausgangslage
Was ist wichtig, wenn man als Neuling an einer wiederkehrenden Veranstaltung teilnimmt? Genau, Begleitpersonen, die wissen, wie der Hase läuft und denen man quasi hinterher hoppeln kann. Da hatte ich Glück. Die geeichte Crew, die mich mitnahm und über die Insights aufklärte, half enorm, mich zurechtzufinden und auch selber Erkundungstouren vorzunehmen.
Das Konzept
Ist einfach und genau dort liegt ja meist die Genialität dahinter. An verschiedenen Standorten, Bars und Hotels in Zermatt, singen aufstrebende Künstler und Band im Turnus ab Mittag bis spät in die Nacht. Im Herzen vom Dorf wird zusätzlich noch das Taste-Village aufgebaut. Dort befindet sich die grosse Zeltbühne, wo täglich ein Konzert am Abend von einem berühmten Artisten stattfindet.
Die Standorte / Konzerte
Zermatt kann man mit den verschiedenen Standorten der Konzerte gut kennen lernen. Auf der Sunnegga, mitten auf der Piste, in der Blue Lounge, war ich dieses Jahr das erste mal. Dort durfte ich dem Konzert von Jul Dem lauschen. Er ist noch nicht so lange Musiker, hat aber einen Tag vor Beginn seines Psychologie-Studiums lieber eine Gitarre gekauft, sich das Spielen selber beigebracht und auf die Karte Musiker gesetzt. Er wurde als Best Talent bei SRF entdeckt und auch bei den Swiss Music Awards nominiert. Natürlich macht die atemberaubende Ambiance mit dem Matterhorn jedes Konzert zu einem Spektakel.
Im Cervo auf der Terrasse war ich drei mal. Am ersten Tag sogar im T-Shirt, als die Band Steiner & Madlaina performte. Am zweiten Tag ging es mit den Cheibe Balagan etwas wilder und im Balkanstyle weiter und von der irischen Band The Eskies am dritten Tag ist mir nur noch die extrem rauchige Stimme von Sänger Ian Bermingham und dass die Band Heuschnaps auf der Bühne degustierte, in Erinnerung geblieben.
Die Blue Lounge auf der Sunnegga hat eine wunderschöne Terrasse, diese ist als Konzertlocation kaum zu toppen.
Das Hotel und Restaurant Cervo ist bekannt für seine sensationelle Küche, aber auch die Terrasse und der Ausblick sind ein Traum.
Impressionen vom Konzert Steiner & Madlaina.
Ausgelassene Stimmung herrschte beim Konzert von Cheibe Balagan.
Die Abend-Konzerte
Passenger
Mein persönliches Konzert-Highlight war Passenger. Das war auch im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich unplugged. Ein Strassenmusiker mit seiner Gitarre auf der Bühne. Grossartig. Trotz der Grösse des Zeltes, hat er es geschafft eine intime Atmosphäre zu kreieren.
Neben seiner phänomenalen Stimme, hat er sehr persönliche Geschichten erzählt, die manchmal traurig und manchmal lustig waren.
Einige Müsterchen gefällig? Er bat das Publikum Lärm zu machen. Er finde die Stille schrecklich. In einem Konzert in Kanada war es so still, dass eine Zuschauerin, die niesen musste, sich nicht getraute, laut zu niesen. Seine und ihre Augen trafen sich, die Panik war ihr ins Gesicht geschrieben und als sie leise nieste, ploppten ihr die Augen fast raus.
Er bat uns aufzustehen: „Ich weiss, ihr habt für die Sitze bezahlt…“ Nach dem dritten Lied war er aus der Puste und sagte: „Ich hoffe, das ist die Höhe, sonst muss ich meine Ernährung überdenken“.
Ein Lied hiess David und dieses hat er einem Obdachlosen gewidmet. Er war 5 Jahre als Strassenmusikant unterwegs und in Schottland in einem shitty Hostel, wo er wohnte, lernte er David kennen. Die bewog ihn dazu, diesen rührenden Song zu schreiben. Beide Daumen hoch!
Passenger – ein Mann und eine Gitarre – mit viel Gefühl und persönlichen Einblicken.
Tom Odell
Tom Odell war im The Alex und ist mir sehr lustig in Erinnerung geblieben. Er fragte nämlich immer seinen Gitarristen nach jedem Lied: What’s next?
Ausserdem gibt es viele Instrumente, die er nicht gut beherrscht. Bei der Mundharmonika warnte er das Publikum, dass es nicht so toll klingen könnte und meinte dann: „Ich muss ja irgendwo mal starten.“ Diese erfrischende Ehrlichkeit brachte ihm viele Pluspunkte. Bei einem Lied, wo er sich mit der Gitarre hätte begleiten sollen, stellte er sie nach einigen Akkorden weg und setzte sich wieder ans Piano – dieses Instrument beherrscht er in Perfektion.
Tom Odell am Piano. Geniale Stimme, gepaart mit trockenem Humor.
Fazit
Diese Kurzferien haben mir riesigen Spass bereitet und waren sehr erholsam. Das bunte hochkarätige Programm, die vielen Aktivitäten, das kulinarische Programm und die Vielfältigkeit.
Blick in und rund um das Taste Village, wo man verschiedene Essensstände und Konzerte besuchen konnte.